Kwame Anthony Appiah, afrikanischstämmiger Amerikaner, lehrt in New York Philosophie, die New York Times hat ihn als globalististischen Ethiker angeheuert.
„Globalistischer Ethiker“ ist keine Schmähvokabel (etwa wie „globalistische Finanzkartelle“, oder „globalistische Marionetten“), sondern Appiahs Selbstbeschreibung als Autor des Werkes „Globalization“.
Das Fiese ist: die NYT hält Ethik für eine Wissenschaft, die Teildisziplin der Philosophie, die sich mit Fragen praktischen Handelns beschäftigt und rationale Urteile begründet. Inzwischen ist „Ethik“ als normative Ethik jedoch oft keine „Reflexionstheorie der Moral“ mehr, sondern nimmt selber Stellung im moralischen Dickicht der „Konditionen des Achtungsmarktes“ (Niklas Luhmann). Damit ist sie aber Moral (Beobachtung erster Ordnung) und nicht länger Ethik (Beobachtung zweiter Ordnung).
Der Ethiker verhandelt folgenden empirischen Fall: ein New Yorker läßt sich per Taxi Wein nach Hause liefern, doch der muslimische Taxifahrer verweigert ihm diesen Dienst mit der Begründung, seine religiösen Normen verbieten ihm das Tragen von Alkohol. Der Mann entschuldigt sich beim Taxifahrer und berichtet dem Fuhrunternehmer, den er persönlich kennt, von dem Vorfall. Daraufhin entläßt der Unternehmer den Taxifahrer. Den Mann plagt nun das schlechte Gewissen – wie hätte er handeln sollen?
Des Ethikers Antwort holt historischen Anlauf.
Liberalism — by which I mean civil liberties, civil rights, tolerance and pluralism: the small-L ‘‘liberalism’’ in ‘‘liberal democracy’’ — emerged from centuries of religious warfare in Europe.
Die Genese moralischer Normen ist für ihre Geltung formal irrelevant, doch für ihre Begründung inhaltlich wichtig. Es kommt dabei darauf an, was man aus der Genese schlußfolgert. Daß die liberale Demokratie des Westens unter anderem aus Religionskriegen hervorgegangen ist, ist zweifelsohne historisch richtig. Nur: daraus abzuleiten, daß die „multireligiöse Gesellschaft“ die „religiösen Befindlichkeiten anderer“ anzuerkennen habe, geht viel zu weit.
Before anything else, it’s a modus vivendi: an arrangement that allows different people to live together in peace. In our multireligious society, we should make reasonable accommodations for the religious scruples of others.
Wer sagt, daß wir es – in den USA oder in Europa – bereits mit dem Faktum einer „multireligiösen Gesellschaft“ zu tun haben? Appiah erweist sich hier wie viele Apologeten der „postmigrantischen Gesellschaft“ als normativer Schwindler. So zu tun, als wäre bereits vollendete Tatsache, was noch schwer umstritten ist und auch völlig anders beschrieben werden kann (z.B. als Religionskrieg), ist argumentativ unlauter. Es k a n n sein, daß aus einer Situation religiöser Konflikte eines schönen utopischen Tages eine „multireligöse Gesellschaft“ entsteht in dem normativen Sinne, den Appiah meint: eine Gesellschaft der Gleichberechtigung und wechselseitigen Anerkennung religiöser Ansprüche ihrer Mitglieder. Die rein deskriptive Existenz mehrerer Religionen auf dem Terrain einer Gesellschaft zeichnet diese aber noch lange nicht als eine solche aus, in der das Gebot der Akzeptanz der religiösen Normen bereits umgesetzt ist.
Und solange das nicht der, wie gesagt utopische, Fall ist, müssen wir religiöse Konflikte als Konflikte fremder mit unserer Religion betrachten und Kriegsrat darüber halten, wie wir bestimmte Zumutungen fremder Religionen zu bewerten haben.
Appiah ist vermutlich kein Christ, wohl auch weder Jude noch Moslem, aber er lebt in einer christlich (und nicht nur schwach „liberal“) begründeten Kultur.
Vielmehr wurde der Widerspruch zwischen Glaube und Religion dadurch aufgehoben, dass das christliche Menschenbild und die damit verbundenen Ethik der individuellen Autonomie, der gegenseitigen Toleranz und der Gleichheit aller Menschen vor Gott in säkularisierter Form zur Grundlage der Moderne wurden. Das Christentum als Religion, d.h. als Kirche, wurde partikular, während Menschenbild und Ethik verallgemeinert wurden.
(Manfred Kleine-Hartlage: Das Dschihad-System. 2010, folgende Zitate ebenfalls aus dieser Quelle)
Sein globalistischter Denkfehler ist, daß er den muslimischen Taxifahrer mit einem jüdischen Supermarktangestellten und einem christlichen Bäcker vergleicht, die beide aus religiösen Gründen bestimmte Dienstleistungen verweigern.
Denn: weder Juden noch Christen sind in der europäischen und amerikanischen Geschichte je mit demselben Anspruch aufgetreten wie Muslime.
Die individuelle Freiheit, auf die wir so stolz sind, ist aus islamischer Sicht kein positiver Wert, sie kann es nicht sein, weil man aus islamischer Sicht Freiheit lediglich als die Freiheit auffassen kann, sich gegen Allah zu entscheiden und Böses zu tun.
Der Islam baut gerade darauf auf, die freiheitliche Verfasssung der westlichen Demokratien über die „Grundrechte“, das Verständnis von Demokratie und Ansprüchen von Minderheiten zu infiltrieren, zu unterlaufen und schließlich von innen umzukrempeln zu einer islamisierten Gesellschaft. Der „Dschihad“ verläuft beileibe nicht bloß durch Gebietsgewinne des IS, auch nicht bloß durch Terroranschläge, sondern ganz subtil durch Übernahme westlicher Gesellschaften von innen.
Wenn nun ein Apologet der westlichen Toleranz und der Anerkennung religöser Gefühle von Minderheiten wie Appiah diese Werte auch für Muslime selbstverständlich einräumt, und auch noch postuliert, diese seien in einer „multireligiösen Gesellschaft“ bereits verwirklicht, dann vollzieht er nichts anderes als: „Unterwerfung“ (islam).
Auf der Ebene bewussten zielgerichteten Handelns begegnen wir den eigentlichen Dschihadisten, auf der Alltagsebene der mal mehr, mal minder traditionsorientierten Lebendweise von Muslimen, deren scheinbar unzusammenhängende private Handlungen sich wie von selbst zu einer mächtigen gesellschaftlichen Kraft verdichten, die die nichtislamischen Gesellschaften unter Druck setzt. Der Islam ist ein Dschihad-System, weil er beides notwendig hervorbringt.
Der amerikanische Ethiker kann diesen Zusammenhang nicht erkennen, und damit gerät er immer tiefer in den Strudel der „Dhimmitude„ (d.h. der Abhängigkeit islamisch invadierter Völker von der Herrschaftsstruktur des Islam) hinein.
I’m not claiming the right to say what his obligations as a Muslim are. But religious arguments are arguments, and if someone wants an argument to be taken seriously, the rest of us are entitled to explore whether it’s valid. Treating other people’s religions with respect doesn’t rule out such responses; it requires them. (…) It’s probably too late to get the driver his job back. But you could try persuading your friend to reconsider.
Die Rationalität westlicher säkularisierter Moral ist gerade ihre Schwäche. Argumentativ ist es z w i n g e n d g e b o t e n, das „religiöse Argument“ des muslimischen Taxifahrers anzuerkennen. Die Unterwerfung Appiahs geht so weit, daß er meint, nicht einmal das Recht zu haben, die religiösen Verpflichtungen eines Moslems zu beschreiben, dieses Recht habe nur derjenige selber, nur er verfüge über die „Diskurshegemonie“ in diesen Fragen. Diese Form der moralischen Reflexion führt inhärent zum moralischen Sieg des Islam: der Taxifahrer muß seinen Job zurückbekommen.
Globalistische Ethik wird auf diese Weise zum Erfüllungsgehilfen der Islamisierung, bis zu dem Punkt, wo sie unmöglich wird, weil der islamische Freiheitsbegriff sie als das Böse schon von Anbeginn ausgeschlossen hat, und nur solange „toleriert“, bis er die Macht übernommen hat. Wer seine Moral aus „centuries of religous warfare in Europe“ herleitet, sollte dessen eingedenk sein.